Quelle: consentec/Frauenhofer ISI/Navigant/Stiftung Umweltenergierecht (Oktober, 2019)
Im Clean Energy Package der Europäischen Union wird marktbasierter Redispatch als grundsätzlich verpflichtendes Prinzip im Engpassmanagement definiert, von dem nur unter bestimmten Bedingungen abgewichen werden darf. In dieser Studie wird untersucht, inwiefern marktbasierte Ansätze einen hilfreichen Beitrag zur Verbesserung des Engpassmanagements leisten können. Der Fokus liegt dabei auf der Erschließung zusätzlicher Potenziale für Redispatch, dem Anreiz für Inc-Dec-Gebotsstrategien und der Anfälligkeit gegenüber der Ausübung von Marktmacht. Anhand eines Szenarios für 2030 wurden Simulationen mit Modellen des europäischen Strommarkts und Übertragungsnetzes durchgeführt.
Hier eine Zusammenfassung der wichtigsten Studien-Ergebnisse:
Die bereits im Vorfeld vielfach diskutierte Studie zur Beschaffung von Redispatch, die im Auftrag des BMWi durchgeführt wurde, wurde im Oktober 2019 veröffentlicht. Die Ergebnisse erteilen der europäischen Kommission, die im Rahmen des Clean Energy Packages ein marktbasiertes Redispatch als Grundprinzip des Engpassmanagements vorsieht, eine krachende Absage. Marktbasiertes Redispatch ist nach Einschätzung der Autoren kontraproduktiv und Werte vernichtend.
Ich teile die Einschätzung der Autoren, dass das Inc-Dec-Gaming ein ernstzunehmendes Risiko für einen kontinuierenden Markt ist. Daraus die Schlussfolgerung abzuleiten, dass die Nachteile eines marktbasierten Redispatches grundsätzlich gegenüber den Vorteilen überwiegen und damit einem marktbasierten Redispatch eine grundsätzliche Abfuhr zu erteilen, halte ich für voreilig. Wer sich mit Marktdesign in Strommärkten auseinandersetzt, weiß wie wichtig es ist, das tatsächliche Verhalten der Marktteilnehmer zu analysieren. Marktteilnehmer richten sich nicht nach den theoretischen Wirkungsweisen eines Marktdesigns, sondern danach, welche tatsächlichen Gewinnchancen und Risiken durch alle Details des Marktdesigns in der Praxis existieren. Die Wirkungsweise eines Marktdesigns ist deshalb von den vielen Ausgestaltungsdetails abhängig und weniger von den grundsätzlichen Vor- und Nachteilen. Es gibt eine Reihe von internationalen Beispielen für das Inc-Dec-Gaming, in denen sich die Marktakteure bei weitem nicht so extrem verhalten, wie es im akademischen Lehrbuch steht. Einige dieser Beispiele haben wir gemeinsam mit Pöyry Management Consulting zusammengetragen (Positionspapier zum marktorientierten Redispatch für Deutschland).
Eine konstruktive Weiterentwicklung des heutigen Redispatch-Resumes sollte jetzt im Vordergrund stehen und ein Rahmen für die Entwicklung und Umsetzung innovativer Maßnahmen zum Engpassmanagement geschaffen werden. E-Bridge arbeitet zurzeit an diversen Projekten zur Entwicklung innovativer Engpassmanagementkonzepte, die die Verfügbarmachung kostengünstiger Flexibiliätspotenziale anreizen und das enge Korsett kostenbasierten Redispatches aufweichen.